Zwischen Frust und Kreativität: Gewerbe und Corona
Um 45 Prozent fielen im März aufgrund der Corona-Betriebsschließungen die Umsätze im Gastgewerbe, so die am 20. Mai veröffentlichte Zahl des Statistischen Bundesamts. In unserer Abteilung ergaben stichprobenartige Gespräche mit Gewerbetreibenden ein gemischtes Bild: Während etwa ein Modegeschäft nahe Winterfeldtplatz mehrere Mitarbeiter *innen entlassen musste, kommen andere einigermaßen über die Runden. Hier und da zweifelt man an der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen, etwa bei der „Fitbox“ in der Motzstraße.
Baris Arpaci, Schöneberger Besitzer eines Foodtrucks, war in unserer fünften digitalen Mitgliederversammlung am 19. Mai eingeladen, um persönliche Erfahrungen aus dem Gastgewerbe beizusteuern. Er begegnet der Krise mit Kreativität: Während er unter dem Schock der Schließung im März noch dachte „Jetzt werd‘ ich Lehrer“, stellte er kurzerhand ein neues Konzept auf die Beine: ein Mittagstisch als Abholservice, von der besonders durch Home-Office und Home-Schooling gestresste Familien profitieren.
Die „schnelle, unkomplizierte Arbeit“ der Bundesregierung habe ihn beeindruckt, so Arpaci, und das nicht nur, weil er unbürokratisch seinen Zuschuss bekommen habe. Insgesamt habe er jetzt wieder mehr Vertrauen in die Politik: „Wie stark ist meine Stimme am Ende, fragt man sich. Aber viele in der Regierung waren sich einig. Das kann man sich vielleicht für die Zukunft merken!“
Nicht nur Gastronom*innen, auch unsere Bezirksverordneten agieren noch im Ausnahme-Modus. Stefan Böltes, BVV-Vorsteher, berichtete zum Abschluss unseres Meetings von einem Antragsstau, weil zwei Bezirksverordnetenversammlungen coronabedingt ausgefallen waren. Die nächste BVV-Sitzung findet in der Sporthalle Schöneberg am Sachsendamm statt, damit Mindestabstände eingehalten werden können. Fast 70 Anträge, darunter einer aus unserer Abteilung, stehen auf der Tagesordnung.
Tamara Trautner