Geschichte der Abteilung

Die anstehende Neuordnung der Berliner Bezirke zum 1. Januar 2001 wirft in der SPD ihre Schatten voraus. Weil Tempelhof und Schöneberg zusammengelegt werden, müssen auch die beiden SPD-Kreisverbände fusionieren. Davon bleiben die Abteilungen nicht verschont. Bereits im Jahr 2000 beschließen die 1. und die 5. Abteilung, die Zukunft gemeinsam als sechste von neun Abteilungen im SPD-Kreisverband Tempelhof-Schöneberg zu gestalten. Heute ist der Ortsverein Schöneberg-City politische Heimat für mehr als 400 sozialdemokratische Genossinnen und Genossen.

Zur Vorsitzenden der 6. Abteilung wird 2000 Angelika Schöttler gewählt, die zuvor der 1. Abteilung vorgestanden hatte. Nach der Wahl von Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlung im Herbst 2001 wechselt Angelika Schöttler als Jugendstadträtin ins Bezirksamt. 2011 wird sie Bezirksbürgermeisterin.

Schon ihr 2004 verstorbener Vater Alfred Gleitze war Bürgermeister und BVV-Vorsteher im Alt-Bezirk Schöneberg. Von Angelika Schöttlers Schreibtisch im Rathaus regierten außerdem die Bürgermeister-Legenden Ernst Reuter, Willy Brandt, Hans-Jochen Vogel, Richard von Weizsäcker, Walter Momper und Eberhard Diepgen. Die Senatskanzlei und das Abgeordnetenhaus haben bis 1993 ihren Sitz im Rathaus Schöneberg, dem größten der damals geteilten Stadt.

1996-1999 ist die Abteilung prominent im Senat vertreten: Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing ist Mitglied in der 1. und dann bis heute der 6. Abteilung. 1999-2011 gehört sie dem Abgeordnetenhaus an. Bei der Berlin-Wahl 2016 ziehen aus der Abteilung Schöneberg-City Angelika Schöttler, Stefan Böltes und Wiebke Neumann in die BVV ein. Bärbel Bernstein ist Nachrückerin; Annette Hertlein, Petra Cardinal (damals Nowacki), Justin Sudbrak werden Bürgerdeputierte, Sven Steinbach wird stellv. Bürgerdeputierter. Angelika Schöttler wird als Bürgermeisterin wiedergewählt, Stefan Böltes wird BVV-Vorsteher.


VORREITER
Im Abteilungsgebiet lebten einige führende Vertreter der Partei, an erster Stelle SPD-Gründer August Bebel (1840-1913) in der Eisenacher Straße 69, eine von vier Schöneberger Adressen des „Arbeiterkaisers“.

Nicht minder prominent, wenngleich wegen seines Abrückens vom Endziel der sozialistischen Revolution heftig umstritten, war Eduard Bernstein (1850-1932). Er wohnte in der Bozener Straße 18. Bernsteins Plädoyer, nicht auf die Revolution zu warten, sondern sofort das Los der Arbeiterklasse zu verbessern, löste Mitte der 1890er-Jahre den „Revisionismus-Streit“ in der Partei aus. Seine prominenteste Gegnerin war Rosa Luxemburg. 1917 gehörte Bernstein zu den Mitbegründern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei, kehrte aber in den 1920er-Jahren zur SPD zurück, für die er sich bis zu seinem Tod in der Schöneberger Kommunalpolitik engagierte.

Julius Leber (1891-1945) lebte zwar nicht im Abteilungsgebiet, doch die Kohlenhandlung des einstigen Reichstagsabgeordneten in der Torgauer/Ecke Gotenstraße war ein konspirativer Treffpunkt des Widerstands gegen die Nazi-Diktatur. Er gehörte zu den Verschwörern um den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Staufenberg und wurde deshalb hingerichtet. Im Lübeck der späten 1920er-Jahren gehörte Leber zu den Förderern des jungen Willy Brandt.


NEUER VORSTAND 2020
Im Februar 2020 findet ein Führungswechsel in der 6. Abteilung statt. Nach 28 Jahren an der Spitze der Abteilung kandidiert Angelika Schöttler nicht mehr. Ihr Nachfolger wird Sven Steinbach.
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit beschleunigt die Corona-Krise Svens innovativen Kurs: Weil auf Beschluss des Landesvorstandes das normale Parteileben ruht, finden die Abteilungsversammlungen ab sofort per Video-Konferenz statt. Im Schnitt beteiligen sich jedes Mal etwa 15 Genoss*innen an den auf 60 Minuten begrenzten Sitzungen.
Die 6. Abteilung ist Vorreiterin der digitalen politischen Arbeit und demonstriert, dass die älteste deutsche Partei auf der Höhe der Zeit ist.

EHREN IHREM ANDENKEN
Alfred Gleitze
,
ehemaliger Bezirksbürgermeister und BVV-Vorsteher von Schöneberg,
gest. am 27.08.2004

Karin Dehn,
Abteilungskassiererin, gest. am 14.02.2013

Hillmer Brandt,
ehemaliges MdA, gest. am 30.11.2017

Renate Friedrichs,
Mitbegründerin des Café Haberland, gest. am 22.05.2018

Hans-Peter (Pit) Glaser,
gest. am 14.07.2018

Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Wolfgang Müller,
über ihn
gest. am 21.04.2021