Verborgener Gedenkort in der Badenschen Straße
Unter den zahlreichen Gedenkorten für die von den Nationalsozialsten ermordeten Menschen im Bayerischen Viertel sticht die Adresse Badensche Straße 50–51 besonders hervor. In dem H-förmigen Gebäude, in dem heute deutsche und ausländische Studierende die Grundlagen von Wirtschaft und Recht erlernen, war 1940-1944 die Abteilung Kriegsgefangene des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) untergebracht. „Hier wurde das Schicksal von Millionen ausländischer Kriegsgefangener entschieden“, berichtete der Historiker Stefan Petke in unserer nunmehr sechsten Online-Abteilungsversammlung am 2. Juni. Um die Versorgung der vor allem bei den Kesselschlachten in deutsche Gefangenschaft geratenen Rotarmisten habe man sich hier allerdings nicht gekümmert: Von den insgesamt mehr als 5,5 Millionen gefangenen sowjetischen Soldaten überlebten mehr als drei Millionen die Lager nicht.
Gemeinsam mit Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler setzte sich Petke für die Errichtung einer Gedenkstele im Foyer des Ende der 1930er-Jahre errichteten Gebäudes ein. Die von außen nicht sichtbare Säule erinnert in deutscher, russischer und englischer Sprache an die Leiden der Gefangenen. Gegen Kriegsende wurden viele von ihnen, wie auch jüdische Häftlinge, als Zwangsarbeiter ausgebeutet oder mussten nach Luftangriffen Blindgänger entschärfen. „Die Gefangenen waren im Stadtbild sichtbar“, erinnerte sich Abteilungsmitglied Axel Bochow an Erzählungen seiner Eltern.
Nach 1945 beherbergte das ursprünglich fünfstöckige Gebäude die Deutsche Hochschule für Politik – heute als Otto-Suhr-Institut Teil der FU – sowie diverse Wirtschaftsschulen und das Berlin-Kolleg. Nach der Fusion mit der Hochschule für Veraltung und Recht in Lichtenberg firmiert die Hochschule in der Badenschen Straße als Campus Schönberg. Angelika Schöttler berichtete, dass die Bildungseinrichtung neue Hörsäle bauen will. Auch die Erweiterung der Kindertagesstätte sei geplant.
Volker Warkentin